Scharanser Zwischenruf

Offener Brief an die Bündner Regierung

Linard Bardill

Spekulation über die Fährten der Füchse


Sehr geehrte Herren, Regierungsräte,

Auf die Gefahr hin, etwas missverstanden zu haben, möchte ich ihnen für die Antwort auf die Vernehmlassung zur Ausweitung des Impfzertifikats vom letzten Dienstag gratulieren.

Ihre Anregung alles oder nüt schaufelt Luftschächte frei. Entweder Zertifikat für Alle: Läden, ÖV, Einreise in die Schweiz, Gastronomie und Hotellerie, Vereinsaktivitäten, öffentliche Einrichtungen, oder für niemanden. Entweder Greenpass, wie die meisten Länder der EU, wo die 3G Pflicht eingeführt wurde, oder nüt: wie in England oder in Dänemark oder teilweise in Spanien, wo der Green Pass teilweise oder ganz abgeschafft oder verboten wurde. 


Die Antwort der Bündner Regierung finde ich vom Prinzip her, wonach alle vor dem Gesetz gleich sind, gut nachvollziehbar. Zudem zeigt sie mE die Tendenz des Zertifikats: der Zwang zur Impfung. Würde die indirekte Impfpflicht nur in Restaurants oder bei Kulturveranstaltungen eingeführt, würde es die Leute vielleicht noch schlucken. So aber stellt die Regierung indirekt die Frage, was denn die Folgen einer konsequenten „gerechte“ Einschränkung wäre. Ich meine die Folge wäre das Auseinanderbrechen des gesellschaftlichen Zusammenhalts durch den indirekten Impfzwang. Wer lässt schon alle 2 Tage testen!?


Das Zertifikat ist bekanntlich kein Garant für Nichtansteckung. 

Die Virenlast im Nasen- Rechenraum eines Geimpften ist beim Kontakt mit einem Infizierten ca gleich hoch wie die eines Ungeimpften. Das heisst, ein Mensch ohne Impfung, dafür mit negativem Test, kann von einem anderen, der geimpft ist und keinen Test machen muss im Laden, in der Beiz, im Verein oder am Konzert mit dem Virus angesteckt werden. Die Geimpften als Spreader. Das ist absurd! 

Die abendländischen Errungenschaften des Nürnberger Kodex, die heute angewandten ethischen Richtlinien zur Vorbereitung und Durchführung medizinischer, psychologischer und anderer Eingriffe am Menschen, bliebe auf der Strecke. 

Statt die gefährdeten Gruppen medizinisch, sozial und individuell best möglich zu betreuen und zu schützen, nimmt man die komplette Zerrüttung der Gesellschaft in Kauf  - und scheint es in vielen Ländern bis zum bitteren Ende einer 2 Klassen Gesellschaft weiter durchziehen zu wollen.  

Karin Niederberger die Zentralpräsidentin des Schweizer Jodlerverbandes hat in einem offenen Brief an Allein Berset klar gemacht, dass das Vereinsleben dadurch unmöglich gemacht würde. 

Professor Michael Esfeld, Philosoph in Lausanne warnt im Echo der Zeit vom 28.8 davor, die Gesundheit höher zu gewichten als die Grundrechte. Es sei der Anfang einer totalitären Gesellschaft, wenn etwas – was auch immer - höher als die Menschenwürde gewichtet werde. «Freiheit ist ein Grundrecht. Wenn ein Staat beginnt Freiheit zu gewähren, ist er kein Rechtsstaat mehr.» 


Liebe Regierung, ich finde ihren «alles oder nüt» Denkanstoss mutig. Wer weiss, ob die Zurückhaltung durch Alain Berset von diesem Mittwoch nicht auch mit ihrer Antwort zu tun hat ...

Vielleicht versteht es nicht jeder auf Anhieb. Ich interpretiere sie als Statement für den Rechtsstaat. Auf die Gefahr hin, ihre Antwort falsch verstanden zu haben, nehme ich meinerseits den Mut zusammen und bedanke mich ohne Absicherung für ihre Reaktion, die ich staatspolitisch als Festhalten an der Rechtsgleichheit und somit an den Wurzeln der Demokratie verstehe.  

Es lebe der Mut! 






 

Scharanser Zwischenrufe

 

Alles oder nüt 

Linard Bardill

Spekulation über die Fährten der Füchse


Sehr geehrte Herren, Regierungsräte,

Auf die Gefahr hin, etwas missverstanden zu haben, möchte ich ihnen für die Antwort auf die Vernehmlassung zur Ausweitung des Impfzertifikats vom letzten Dienstag gratulieren.

Ihre Anregung alles oder nüt schaufelt Luftschächte frei. Entweder Zertifikat für Alle: Läden, ÖV, Einreise in die Schweiz, Gastronomie und Hotellerie, Vereinsaktivitäten, öffentliche Einrichtungen, oder für niemanden. Entweder Greenpass, wie die meisten Länder der EU, wo die 3G Pflicht eingeführt wurde, oder nüt: wie in England oder in Dänemark oder teilweise in Spanien, wo der Green Pass teilweise oder ganz abgeschafft oder verboten wurde. 


Die Antwort der Bündner Regierung finde ich vom Prinzip her, wonach alle vor dem Gesetz gleich sind, gut nachvollziehbar. Zudem zeigt sie mE die Tendenz des Zertifikats: der Zwang zur Impfung. Würde die indirekte Impfpflicht nur in Restaurants oder bei Kulturveranstaltungen eingeführt, würde es die Leute vielleicht noch schlucken. So aber stellt die Regierung indirekt die Frage, was denn die Folgen einer konsequenten „gerechte“ Einschränkung wäre. Ich meine die Folge wäre das Auseinanderbrechen des gesellschaftlichen Zusammenhalts durch den indirekten Impfzwang. Wer lässt schon alle 2 Tage testen!?


Das Zertifikat ist bekanntlich kein Garant für Nichtansteckung. 

Die Virenlast im Nasen- Rechenraum eines Geimpften ist beim Kontakt mit einem Infizierten ca gleich hoch wie die eines Ungeimpften. Das heisst, ein Mensch ohne Impfung, dafür mit negativem Test, kann von einem anderen, der geimpft ist und keinen Test machen muss im Laden, in der Beiz, im Verein oder am Konzert mit dem Virus angesteckt werden. Die Geimpften als Spreader. Das ist absurd! 

Die abendländischen Errungenschaften des Nürnberger Kodex, die heute angewandten ethischen Richtlinien zur Vorbereitung und Durchführung medizinischer, psychologischer und anderer Eingriffe am Menschen, bliebe auf der Strecke. 

Statt die gefährdeten Gruppen medizinisch, sozial und individuell best möglich zu betreuen und zu schützen, nimmt man die komplette Zerrüttung der Gesellschaft in Kauf  - und scheint es in vielen Ländern bis zum bitteren Ende einer 2 Klassen Gesellschaft weiter durchziehen zu wollen.  

Karin Niederberger die Zentralpräsidentin des Schweizer Jodlerverbandes hat in einem offenen Brief an Allein Berset klar gemacht, dass das Vereinsleben dadurch unmöglich gemacht würde. 

Professor Michael Esfeld, Philosoph in Lausanne warnt im Echo der Zeit vom 28.8 davor, die Gesundheit höher zu gewichten als die Grundrechte. Es sei der Anfang einer totalitären Gesellschaft, wenn etwas – was auch immer - höher als die Menschenwürde gewichtet werde. «Freiheit ist ein Grundrecht. Wenn ein Staat beginnt Freiheit zu gewähren, ist er kein Rechtsstaat mehr.» 


Liebe Regierung, ich finde ihren «alles oder nüt» Denkanstoss mutig. Wer weiss, ob die Zurückhaltung durch Alain Berset von diesem Mittwoch nicht auch mit ihrer Antwort zu tun hat ...

Vielleicht versteht es nicht jeder auf Anhieb. Ich interpretiere sie als Statement für den Rechtsstaat. Auf die Gefahr hin, ihre Antwort falsch verstanden zu haben, nehme ich meinerseits den Mut zusammen und bedanke mich ohne Absicherung für ihre Reaktion, die ich staatspolitisch als Festhalten an der Rechtsgleichheit und somit an den Wurzeln der Demokratie verstehe.  

Es lebe der Mut! 






 


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