Persönliche Kolumne vom 5. Februar 2020

Richtkräfte für unser Jahrhundert

Was zeichnet Trumps Politik besonders aus: Trump denkt nie moralisch oder historisch oder ideologisch. Er denkt immer rein pragmatisch. Was nützt? Wie kann ich meine Ziele erreichen? Er braucht dazu keine Ideologie, oder philosophische Überlegungen oder historischen Erkenntnis.

Die Pragmatik gibt vor, jenseits von Gut und Böse zu agieren. Pragmatik heisst, was nützt meinem Geschäft, meinem Ziel, meiner Macht? Was nützt meiner Widerwahl. 

Und Trump hat Nachahmer. Oder anders: Der Zeitgeist, wenn es denn so etwas gibt, weht in seine Richtung: Bolsonaro, Erdogan, Orban, Chamenei, AfD, Le Pen, ich wüerde auch die SVP und Christoph Blocher dazu zählen.

Der Pragmatismus führt dazu, dass ethische, völkerrechtliche, menschenrechtliche, ökologische etc. Erkenntnisse und Errungenschaften keine Rolle spielen. Weil der Pragmatismus keine Bezüge schafft zur Geschichte, zur Moral, zu Vereinbarungen, die frühere generationen ausgehandelt haben. (ZB aus der erfahrung: Nie wieder Krieg, oder nie wieder einen Holocaust etc).

Jenseits von Gut und Böse (jener Titel von Nietzsches Werk über den Willen zur Macht), aber ist leider nur diesseits von Böse. 

Es kann nicht darum gehen, einfach auf Trump zu schiessen. Das macht ihn nur stärker. 

Es geht darum, Kultur wieder an die oberste Stelle zu setzen. Denn das Gute und das Schöne und das Wahre entsteht durch Kultur. Göbbels sagte einmal (sinngemäss): „Höre ich das Wort Kultur, greife ich zur Pistole.“

Die Gravitation zur Gier und zur Macht und zur Bereicherung und zur Präpotenz kann nur mit der Zerstörung von kulturellen Errungenschaften wie internationalen Verträge, Friedensabmachungen, Selbstbeschränkung der Stärkeren gegenüber den Schwachen, Institutionen gegen die Ausbeutung etc) erreicht werden. 

Diese sind aber schnell zerstört. Sie wieder aufzubauen kostet Generationen. Wer Lust auf Lektüre hat, dem empfehle ich Hannah Arend: die Banalität des Bösen.

Eichmann war ein 100% pragmatischer Schreibtischtäter. Nichts Böses an ihm. Aber auch keine Kultur, ausser der selbstlosen Pflicht des Untertanen, der keinesfalls seine Stimme als eine eigenständige versteht. Siehe auch hier >>>

Daher lohnt es sich, meiner Meinung nach, für den Menschen einzustehen und in der heutigen Situation für die Erde, oder besser noch für die Einheit des Menschen mit der Erde. Denn zur „neuen Kultur“ gehört die Erkenntnis:

Ich bin die Erde, die Erde ist ich. 

Dies Erkenntnis wird aus der Erfahrung geboren und genährt. Erfahrung des Lebens, des Lebendigseins. Jeder Atemzug, den wir wahr nehmen ist eine solche Erfahrung. Die Welt lebt und das Leben strebt zu anderem Leben hin.

Das ist unsere Aufgabe in dieser Zeit. Die Illusion und Falscheinschätzung unserer Stellung als Menschen in der Vorstellung von Krone der Schöpfung von so genannter Herrschaft über die Natur kann leicht durchschaut und durchbrochen werden. 

Es geht darum die Fraktale Natur/Kultur in den Schmelztiegel der Erfahrung der unio mystica zu bringen, was nichts anderes ist als die Einheitserfahrung einer Liebesbeziehung, die höchste Form von Kultur.

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