Scharanser Zwischenruf

Vom Wind der dreht

Scharanser Zwischenrufe
Subjektive Bemerkungen
Linard Bardill
zum Wind, der dreht

 Die NZZ outet sich. Sie schreibt neuerdings über schwere Impfschäden und ihr Chefredakteur Erik Gujer endet seinen letzten Leitartikel mit: «Wir müssen lernen, die Pandemie zu vergessen.» Warum dieser Umschwung, nachdem die Medien zwei Jahre lang Angst und Schrecken in der Bevölkerung verbreiteten. «Jetzt muss Berset die Gegner endlich zur Impfung zwingen», schrieb die SOZ am 15. August und rückte sie in die Ecke der Extremisten und Terroristen. Der Chefredaktor des Sonntagsblick doppelte nach «Die Impfgegner machen mit dem Virus gemeinsame Sache». Kriegsretorik.

Das soll jetzt plötzlich alles vergessen werden?

 Die Gewerkschaften springen auf den Vergessenszug auf, die Arbeitnehmerverbände dito. Plötzlich war jeder immer schon liberal. Die Aargauer Zeitung brachte ein Doppelseiteninterview mit Herrn Berset, der lächelnd das baldige Ende der Pandemie bekannt gibt, obwohl er noch 7 Tagen vorher die Impf- und Genesenenzertifikate ohne Not auf 270 Tage reduziert hatte, offensichtlich nur um die Boosterquote nach oben zu treiben.

Das Narrativ ist nicht mehr zu halten, und alle sind glücklich, wenn der Zinober vorbei ist. Und so springen auch die Mitte und die FDP auf den Zug, in dem bisher nur die SVP sass, und die als Schwurbler und Covidioten beschimpften nicht ideologischen Wissenschaftler und Staatsrechtler und die 25% der Bevölkerung, die sich nicht zwingen liess. 

 Darf ich kurz um einen Einhalt bitten?

Einfach vergessen? Die im Stich gelassenen Spitäler und ihr Personal? Die weltweite gesteigerte Armut, die hungernden Kinder, die Inflation? Vergessen, die ganzen Kollateralschäden, die psychisch angeschlagenen Jugendlichen, die in Einsamkeit gestorbenen Alten? Vergessen den Maskenzwang in den Primarschulen, die Impfung der Kinder? Die Vergrämung der Ungeimpften, den direkten und indirekten Impfzwang, die Verunglimpfung der Andersdenkenden? Vergessen die nicht veröffentlichten Verträge mit den Impfstoff Herstellern? Vergessen, dass diese Medikamente gar keine Impfstoffe mit steriler Immunität waren und sind, sondern Therapien, die nach kürzester Zeit ihre Wirksamkeit verlieren? Vergessen die Impfschäden, die immer mehr zu Tage treten?

Vergessen die schon fast als Speichelleckerei empfundene Befehlsempfängermentalität der Journalisten? Vergessen, dass dieses dumme und starrsinnige Volk am besten mit einer «gemütlichen Diktatur» regiert werden sollte?  Halten zu Gnaden, aber das geht mir zu schnell.

 Auf die Gefahr hin nie mehr in dieser Zeitung Erwähnung zu finden: die Südostschweiz war mit ihrem Kolumnisten Andrea Massüger an vorderster Front und stets dabei, wenn es darum ging, die Ungeimpften in die Tonne zu treten. Das Titelbild nach der Coronagesetz Abstimmung zeigte die Rachefratze, Orlandos Karrikatur war reine Revanche. 

 Vor Revanchegelüsten müssen sich jetzt auch die Opfer der Verunglimpfung hüten. Es geht nicht um Rache. Es geht um offenen Diskurs. Erneut ist die Presse gefragt. Sie muss diesen Diskurs aufnehmen. Es darf nicht alles unter den Teppich gekehrt werden. Dann kann es vielleicht um Nachsicht und Verständnis gehen und irgendwann einmal sogar um Gerechtigkeit und Versöhnung. Vergessen aber werden wir diese Pandemie nicht. Immerhin war sie ein Beispiel dafür, wie wir in Zukunft eine Krise anders angehen sollten. 

 

 

Photo
Zurück zur Übersicht