Scharanser Zwischenruf

Zurück zur Normalität, nein Danke

Scharanser Zwischenrufe
Es gibt kein Zurück

Linard Bardill
über die ersehnte Normalität

 

Alle wollen zurück zur Normalität. Ich nicht! Denn die Normalität hat zu dem geführt, was wir jetzt haben. Ja, ich verstehe das schon richtig. Mit Normalität meinen viele, das was vor Corona war, diese heile Welt, ohne Angst, ohne Verwirrung, ohne Lockdown.

Und es ist wohl richtig:

Es ist alles noch brutaler geworden. Der Mittelstand blutet aus, Milliardäre verdienen Billionen und in den armen Ländern sterben die Leute vom Hunger, (weit häufiger an den C-Massnahmen als an der Krankheit). Die Pandemie und ihre wirtschaftlichen Folgen haben das Potenzial, die Zahl der Menschen, die von akuten Ernährungskrisen betroffen sind, zu verdoppeln.", sagt Mathias Mogge, Generalsekretär der Welthungerhilfe. 

 Wer zurück will zur Normalität, der will auch zurück zu einem gut geölten System, das dies alles ermöglicht, und er will zurück zu den Fleischtöpfen.

Ich will nicht zurück zu den Fleischtöpfen, nicht zurück zu der Tatsache, dass es 70 Milliarden Nutztiere gibt auf der Welt, die alle ernährt werden können, aber 8 Milliarden Menschen können es nicht. Das hat weder mit der ausserordentlichen Situation noch mit Normalität etwas zu tun! Es ist ein Verbrechen!

Wir könnten andere Beispiele dieser «Normalität» anführen, die es vor Corona gab: Die Vergiftung der Böden und des Wassers durch Kunstdünger und Pestizide, den fossilen Energieverschleiss, der zur Erderwärmung führt, oder den Wahnsinn der globalen Waffenproduktion.  Wer zurück zur Normalität will, der geht auch zurück zur Tatsache, dass 5 Tage Waffenproduktion mehr Geld kosten, als es brauchen würde, ein Jahr lang den Welthunger zu stillen.

Ich will nicht zurück. Zu keiner wahnsinnigen Normalität. 

Ich will vorwärts in eine neue Zeit, da die Menschen die Welt und ihresgleichen wie einen Partner, eine Partnerin behandeln. In eine Zeit, da alle Wesen dieses Planeten ein Recht auf Würde und Respekt haben und dieses Recht als Rechtsperson auch durchsetzen können. Eine Zeit, da die Zerstörung von Leben und Lebensräumen, abgelöst wird von einem Gesellschafts- und Weltvertrag, in dem alle Agens daran Teil haben, gleichberechtigt.

Klaus Schwab vom WEF spricht von einem grossen Reset. Das mag die einen ergötzen und die andern den Schaum vor den Mund treiben. Die einen mögen es als gutes Marketingtool ansehen, die andern als finanzkommunistische Weltverschwörung. 

Klaus Schwab hat es immer irgendwie gut gemeint. Was mich am Reset aber wirklich stört, ist das Wort Reset. Als ob der Mensch, die Menschheit und die Welt digitale devices, als ob sie Computer wären. Man kann Lebendiges nie reseten. Was wir brauchen ist eine Transformation des Menschen: Vom Eroberer zum Freund, vom Zerstörer zum Liebhaber, vom Teiler zum Einenden. Aus Angst darf Gelassenheit werden. Aus Nutzen, Pflege. Aus Zweck, Sinn. 

 Die Liste kann beliebig erweitert werden. Wenn wir statt der Gier, die Liebe, statt der Eintrichterung von Vorgekautem, das Fühlen und eigenes Denken zulassen – auch und gerade bei unseren Kindern – wenn wir anfangen lichtvoll zu handeln, lokal und global, dann wird diese Welt in eine Harmonie kommen, die wir in unserer Verzweiflung mit Normalität verwechselten. Harmonie ist nicht genormt, sie nimmt sich heraus, anders, lebendig, stets im Fluss zu sein und sich immer wieder neu herzustellen. Dahin zu gelangen wünsche ich mir als einzelner Mensch, als Menschheit und als ganze Welt. 


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